Ausgangspunkt für das Projekt Benno Hagns waren die Gedichte der »Konkreten Poesie«, die Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden. Das Besondere an diesen Gedichten war, dass sie wie Bilder funktionierten, dass ihre Wahrnehmung dadurch bestimmt wird, wie die Worte und Buchstaben vom Autor arrangiert wurden.
Da diese Wortbilder eigentlich immer mit der Schreibmaschine hergestellt wurden, stellte sich die Frage, wie »Konkrete Poesie« gegenwärtig aussehen könnte. In einer Zeit, in der typografische Manipulation am Computer eigentlich selbstverständlich ist und dennoch kaum in der Gestaltung von Gedichten vorkommt.
In diesem Zusammenhang stellte sich für Benno Hagn auch die Frage, ob durch die Entwicklung einer Schrift, die infolge einer speziellen Anordnung von Buchstaben von sich aus – und durchaus auch zufällig – augenscheinlich Vieldeutigkeit erzeugt. Die überzeugende Antwort fand sich, indem er die Idee der Ligaturen, also der vollkommenen Verschmelzung von zwei oder drei Buchstaben, aufgriff und sie in ihr Gegenteil verkehrte: der konstruierte Buchstabe kann im Wortgebilde entweder als der eine oder der andere gelsen werden und erzeugt dadurch unterschiedliche Bedeutungen.
Im Buch »Wort(t)raum« werden aber nicht nur poetische Sätze, die sich mit Hilfe der neu geschaffenen Schrift gestalten ließen, sondern auch Bildgedichte oder Bauanleitungen für Wortneuschöpfungen durch Würfelwurf vorgeführt.
Ein kluges – weil einen fast vergessenen Teil der Literaturgeschichte reflektierendes –, aber auch herrlich verspieltes und überraschendes Buch.
Wort(t)raum
Typografie für »Konkreten Poesie«
Benno Hagn [5AHGK] | betreut durch: Dr. Gottfried Goiginger